Über die Wirkung von Affirmationen

Zwei Dinge habe ich - in 20 Jahren innerer Forschung - über „positive“ Affirmationen gelernt. Sie funktionieren (für mich, für andere, vielleicht auch für dich) nur dann, wenn

1. sie gefühlt, nicht nur mental gedacht werden. Wenn wir ihre Botschaft mit unserem ganzen Nervenkleid und Energiesystem aufnehmen, empfinden, erfahren und immer mehr verkörpern, uns quasi einverleiben, fein- und grobstofflich. Dies wiederum geschieht nur dann, wenn

2. wir uns die Sätze nicht überstülpen und dazu (miss-)brauchen, um über das hinwegzuspringen und zu verdrängen, was wir NICHT sein wollen oder meinen ertragen zu können. Wenn wir von unserem Schatten wegschauen. Nur, wenn wir beides, alles ( = nichts), ganz sein können - und ok damit sind:

- Looser UND erfolgreich 

- Held UND Feigling

- faul UND produktiv 

- Licht UND Schatten

- unsichtbar UND sichtbar

- stark, kraftvoll UND schwach oder zart 

- hilflos, ohnmächtig UND selbstermächtigt 

- schön UND hässlich 

- im Konflikt UND versöhnt

- einverstanden UND im Veto

- „negativ“ UND „positiv“ denkend

- strukturiert UND chaotisch

- kreativ UND analytisch 

- im Kopf, im Herz, im Bauch, Schoss UND in den Füssen 

- im WinterTief UND im SommerHoch 

- Spirit UND Erdenkörpermensch 

- verwirrt UND klar 

- prepared UND spontan

- offen UND abgegrenzt 

- distanziert UND nah 

- abhängig, gebunden, verschmolzen, bedürftig UND frei, unabhängig, losgelöst 

- gelassen UND beharrlich 

- Kämpfer UND Ergebener 

- wissend/erfahren/weise UND (im Grunde immer) nicht-wissend 

- etwas Besonders UND nichtsbedeutend 

- unbeachtet, übersehen, vergessen, einsam & verloren, ein Nichts und Niemand UND gesehen, gewürdigt, beachtet, erkannt oder gefeiert 

- kompetent UND unfähig UND  einfach am Üben

- lieb, nett UND manchmal in Rage  

- schuld UND unschuldig 

- arm UND reich 

- in der Lust, Liebe, Einheit UND fragmentiert, in Trennung, Angst und Schmerz

- in Kreisen, zusammen UND „alleine“

- .....

Nichts davon muss ich aktiv erzeugen (oder mögen!), sondern schwinge mit dem, was in meinem Körper Geist jeweils erscheint, was in mir ausgelöst wird. Was eh schon da ist. 

Ja, ich kann DAS kultivieren, giessen und pflegen, was ich bewusst WÄHLE. Aber mit Ausblenden und Abkürzen funktioniert es meiner Erfahrung nach langfristig nicht. Ich lasse den Mist und Dung mit hinein. Verdaue und integriere scheinbare  Widersprüche. 

Ja, wenn ich all dies in mir drin (und folglich auch im Aussen, bei anderen) erlaube und aus-halte, damit sein kann und fein bin - und manchmal auch nicht! - DANN IST wahrhaftig ALLES GUT! Dann ist Frieden mit was auch immer ist.

Der Clou: Je mehr wir zu uns heim und in den beschriebenen Flow kommen, umso weniger wir noch „belästigt“ oder getriggert werden. Denn die „Last“, der Trigger und die damit verbundenen Gefühle sind ja willkommen! Sie werden von uns nicht mehr umgangen, übersprungen, missachtet oder auf die Seite geschoben. Sie möchten durchschaut und durchfühlt werden. Dann drängen sie sich nicht mehr auf. Sie wandeln sich, wir wandeln uns und müssen uns nicht mehr wehren, müssen nicht mehr dies sein und jenes nicht sein wollen. 

Wir landen in dem, was bleibt, wenn alles Überstülpte letztlich wegfällt. Dann wissen wir, wer wir sind. In unserer originalen Version. Hier haben Affirmationen sich erübrigt. 

Erkenne ich es nicht, arbeite ich weiter an Punkt 1 & 2 

©Therese im November 2022

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